; Nils Ferlin. Im Labyrinth des Lebens. Übersetzung: Klaus-Rüdiger Utschick  s

Fiasko

Fiasko

Etwas war, das mich zwang,
daß mit Gott ich sprach
und mit Gott ich rang
an Jabboks Bach.

Doch sagte ich nicht:
“Ich laß dich nicht,
eh daß du nicht
segnetest mich.”

Ich sagte: “O Herr,
dein Gaukler ich bin,
o lehre mich mehr:
Was ist der Sinn,

daß Luft und Lüste
und das Leben, rot,
um die Dattelpalme
wurden Qualm und Tod?

Hast du nur zum Spiel
eine Hand berührt
und gestiftet viel,
was unerhört?

Ich frage in Einfalt
seit Jahr und Tag,
und werde belacht,
so oft ich frag.

Gelehrte der Schrift
fragten geckend danach:
’Wardst du naß, Papageno,
an Jabboks Bach?

Wie Uria gingst du,
so sagt man, zum Streit.
Und vom Sein der Dinge
erhieltest Bescheid?’

’Der Gaukler oft leichter
Gehör bekam
als die Wichtigtuer
von Levi Stamm’,

war einst meine Antwort.
Nun schweige ich still,
was dem müden Greise
wohl anstehen will.”

Ein Fiasko war schließlich,
daß mit Gott ich sprach.
Und er wich und verließ mich
wie Nebel am Bach.

Und er strich wie ein Weih
über Schilf und Ried,
und die Zeit strich vorbei,
wie die Wolke zieht.

Still sank und verschwand
die Sonne im Raum,
doch mein Sehnsuchtsbrand
widerstand dem Grau’n.

Und ich wachte und hoffte
des Nachts auf Gott,
bis der Morgen graute
mit lachendem Spott.

Und ich taumelte hin
im schummrigen Dies.
– Von glitzernder Sonne
und Schlangenbiß.

Ich schlummerte ein
wie ein furchtsames Kind.
Und Hoffnung und Zeit
und Raum verging.

Doch ein Wind ergriff
und walkte die Mark,
und es klang wie des Kranichs
Trompeten vorm Falk,

als ich wankte nach Haus
im stolpernden Trott.
Wein gab es. Und Öl.
Doch keinen Gott.