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Der Schmied

Ich träumte, ich ging im kohlschwarzen Wald,
er glich einem eisernen Bau,
es wehte ein Wind, zugleich glühend und kalt,
wie ein Beben der Erde, so rauh.

Kein Gras war zu sehn, nur Schlacke und Ruß,
und es klang wie Getrampel von Volk,
und dumpf wie ein bitter gemurmelter Gruß
und Gerassel von Schwert gegen Dolch.

Es war Ahnung von Kampfgewühl und von Streit,
tief im Ulvdal und Eisenwald,
ein Stürmen und Klingen, verkündigend weit:
Hier ist Fehde der Mächtigen bald.

Da gellte es hell in dem dunklen Gefild
wie von Hämmern mit zornigem Schlag,
und von fliegenden Funken der Wald war erfüllt
wie vom Schlot einer Schmiede im Hag.

Ich näherte mich und sah in dem Licht
einen altersgebeugten Greis,
und wild war sein Haar und grau sein Gesicht,
und sein Rücken gekrümmt und voll Schweiß.

Und ich dachte leichthin: Ein Knecht ist es nur,
ein alter, zermürbter Schmied,
der haust in der Hütte in nebliger Flur
unter Herren mit herrischem Tritt.

Nur ein Schmied unsrer Zeit, der schmiedet den Pflug?
Nicht Waffen für Fehde es gilt?
Nur ein Blendwerk, ein Traum, ein Sinnentrug,
nur ein Wald und ein friedlich Gefild!

Da erhob sich der Alte und reckte sich hoch,
die Gestalt war erhaben und hehr,
der mächtige Arm mit dem Hammer, der flog
zu schmieden Waffe und Wehr.

Ich sah des mächtigen Alben Gesicht,
es war Völund, Ivaldis Sohn,
und schwer wie ein Fels war des Hammers Gewicht
und wie Donner dröhnte sein Ton.

Geschmiedet hat er wohl tausend Jahr
der Rache furchtbares Schwert;
wenn der Kampf geht um Asgard, so wird es wahr,
daß die Götterwelt einst wird verheert.

*

Ich blickte mich um, ich sah keinen Wald,
ich sah ein eisernes Haus,
eine düstre Fabrik, wo der Hammer hallt
bei Gestampfe und Rädergebraus.

Es rasselte scharf wie Schwert gegen Dolch,
der Boden war rußig und rauh,
und überall sah ich verbittertes Volk,
und es bebte der mächtige Bau.



 Gustaf Fröding, Schilf, Schilf, rausche. Ausgewählte Gedichte
 übersetzt von Klaus-Rüdiger Utschick, ©1999