;
◀ Zurück zur Einführung

Elin vom Hag

Im alten Blockhaus am Bach im Hage
der alte Anders alleine haust
– ich weiß noch, wie Elin, die einzige Tochter,
dort spielte und trällerte alle Tage,
wo durch Wald und Heide der Hagbach rauscht.

Sie war das fröhlichste Kind unter allen,
die beste in Spiel und Tanz weit und breit,
und flink am Herde und flink im Stalle
– doch oft geschieht es: das muß fallen,
was viel verheißt und schön gedeiht.

Ein fremder Mann kam durchs Tal zum Hage,
er traf auf Elin im Wald geschwind,
und bald über Elin ging tuschelnd die Sage,
und Elin zerbrach in stummer Klage
– im Frühjahr ertränkte sie ihr Kind.

Man holte sie ab, ich weiß noch den Morgen,
sie schrie nicht, weinte nicht, blickte nur fahl
– zu vier Jahren ist sie verurteilt worden
– im Hag seither sind Kummer und Sorgen,
und keiner geht mehr zum Hag im Tal.

Der alte Anders, grau von Trauer,
spaltet das Holz vor der Kate bedrückt.
Er war ein Mann, der lächelte immer
– nun beben die Lippen in Angst und Schauder,
sein Blick ist düster, sein Nacken gebückt.

Er weicht zurück vor allen Blicken
und sich zurück von allen zieht,
er grämt sich tief in seiner Seele,
er sieht zur Seite, wenn andre nicken,
und weint gar bitter, wenn’s niemand sieht.



 Gustaf Fröding, Schilf, Schilf, rausche. Ausgewählte Gedichte
 übersetzt von Klaus-Rüdiger Utschick, ©1999