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Renaissance

“Mit herrlichem Zierat, bei Pluto,
ist der Knauf deines Degens belegt,
verrät deine Kunst, Benvenuto.
–  laß sehn, wie die Klinge schlägt.”

So riefen die Freunde entgegen
dem Meister Cellini im Chor.
“Heraus mit dem stolzen Degen!”
Und lachend rief er: “D’accord!

Seht her: die Klinge der Klingen!
Ihresgleichen ist nicht in der Welt,
mit ihr wird Cellini zwingen
sich vorwärts, wie ’s ihm gefällt.

Und Spott aus schamlosen Kehlen
macht diese Klinge zu Schand;
mit ihr will im Streit ich nicht fehlen,
alleine, Rücken an Wand!

Mit ihr will mein Mädchen ich schützen,
meine Kunst, mit der ich vereint,
auf sie beim Trunke mich stützen,
wenn ich trink auf den einzigen Freund.”

Doch sie, die trug Weine und Speise,
sinnierte, wen er gemeint.
“Cellini”, flüstert sie leise,
“wie heißt dein einziger Freund?”

Er sagte: “Freundschaft vergehet!
Doch der, der mich nie läßt im Stich,
dessen Freundschaft immer bestehet,
–  mein einziger Freund, das bin ich!”

Und er nahm den Becher vom Brettchen,
in der Scheide der Degen versank,
und er schlang den Arm um das Mädchen
und küßte sie lachend und trank.



 Gustaf Fröding, Schilf, Schilf, rausche. Ausgewählte Gedichte
 übersetzt von Klaus-Rüdiger Utschick, ©1999